Die Museumslandschaft im Schwarzwald

Klare Kante von VW

NRWZ, 04.06.2014


SCHRAMBERG, 4. Juni (pm) - Im Jahr 1964 waren die beliebtesten Vornamen in Deutschland Sabine, Susanne, Martina, Thomas, Andreas und Michael. 1964 war auch das Gründungsjahr der „Stiftung Warentest". Es wurde die Bügelmaschine und die Programmiersprache Basic entwickelt. Der beliebteste Werbeslogan in diesem Jahr lautete: „Pack den Tiger in den Tank" - und in der DDR lief 1964 der erste Trabant P601 vom Band, der bis 1991 etwa drei Millionen mal produziert wurde.
Man spricht beim K70 zwar von Volkswagen, entwickelt wurde das Fahrzeug aber von NSU. Mit der Übernahme von NSU durch VW im März 1969, erhält der Volkswagen Konzern die komplette Fahrzeugpalette von NSU, darunter auch den fast serienreif entwickelten NSU K 70. Nach gezieltem Finish in Wolfsburg wird der VW K 70, wie er nun hieß, neben seinen Brüdern von Audi zum Wegbereiter der zukünftigen Fahrzeuglinien von VW mit Frontmotor, Frontantrieb und Flüssigkeitskühlung.

in Werbeplakat aus den 60ern buchstabierte "Trabant" folgendermaßen:

Temperamentvoll Rasant Ausdauernd Bequem Ansprechend – Na Sie wissen ja schon: Trabant.

Das ostdeutsche Gegenstück zum VW Käfer und später zum Golf war der Trabant – liebevoll auch "Trabi" genannt. Der P601 wurde auch als Duroplast Bomber, Carton de la Papp, überdachter Gehilfe, Grillanzünder, Karnickelcontainer, Rennsemmel oder Rennpappe bezeichnet. Ganz schön gemein. Lustiger ist schon die Erklärung eines Lästermauls zur Typenbezeichnung P601: "600" haben das Auto bestellt. Nur einer hat's bekommen".

Mittlerweile ist dieses schlichte Fahrzeug zum Kultfahrzeug aufgestiegen.

Exakt vor einem halben Jahrhundert folgte auf den von der DDR-Autoindustrie 1957 vorgestellten P50 der Trabant P601. Nur wenige konnten sich den DDR-Volkswagen leisten - 10.000 Mark für einen Neuwagen waren schließlich kein Pappenstiel. Trotzdem gab es wegen der großen Nachfrage beim volkseigenen Betrieb Sachsenring, Automobilwerke Zwickau Lieferschwierigkeiten und sehr lange Wartezeiten. Bereits im zarten Kindesalter wurden für die Sprösslinge ein Trabbi bestellt, in der Hoffnung mit 18 oder anfangs 20 glücklicher Besitzer zu werden. Die Situation führte dazu, dass man für seinen zehn Jahre alten Trabi durchaus den Neupreis und sogar mehr erzielen konnte.

Als der P601 auf den Markt kam, war er technisch in mancher Hinsicht schon überholt. Besonders beim Antrieb: Ein tuckernder Zweizylinder-Zweitaktmotor mit anfangs 23 PS war Mitte der 60er Jahre nicht unbedingt eine technische Meisterleistung. Zudem rostete der Trabi gern am Blechgerippe unter der Duroplast-Karosserie. Hier hieß es sofort die Innenverkleidung für eine Hohlraumkonservierung öffnen, dass der Neuwagen nicht zu schnell Rost ansetzte und mindestens zehn Jahre hielt. Auch die ungeschützten Bremsleitungen und der für den Trabant typische Anschluss zwischen Quer- und Längsträger, der sogenannte Mittelsteg, waren Schwachstellen. Gerne riss der Mittelsteg vor allem auf den holprigen Oststraßen ein.

Zudem bot der P601 wenig komfortable Ausstattung, und keine aktive oder passive Sicherheitssysteme. Außer Gurten und Kopfstützen hat der Kleine nicht viel zu bieten. Bei einem Crashtest platzte die Karosserie wie eine Wassermelone auseinander.

Auf der Habenseite des Fahrzeugs standen die geräumige Karosserie sowie die anspruchslose und leicht zu reparierende Technik.

Die Laufleistung eines Trabis betrug durchschnittlich 80.000 Kilometer; manchmal weniger, selten mehr. Wer bergab den Freilauf nicht einschaltete, riskierte einen Kolbenfresser, weil der Motor nicht mehr ausreichend geschmiert wurde. Der Verbrauch an Zylinderkopfdichtungen war hoch, denn der als Rennpappe bekannte luftgekühlte Trabant kam ganz schön auf Touren.

Trotzdem gilt auch heute noch die alte Ost-Weisheit: Ein Trabi muss gefahren werden, sonst steht er sich kaputt, rotten die Bremsen fest, sickert Kraftstoff in die Kupplung und streiken die vier Gänge. Dann ist der Weg zum Schrott nicht weit den 90 Prozent aller Trabis bereits gegangen sind. Der Rest (derzeit noch etwa 300.000 von einst drei Millionen Exemplaren) wird von unzähligen Trabi-Clubs und eingeschworenen Fangemeinden liebevoll umsorgt.

1964 ahnte noch niemand, dass dies der Startschuss für eine Karriere war, die mehr als ein Vierteljahrhundert dauern sollte. Obwohl die Ingenieure immer wieder Prototypen eines Nachfolgers entwickelten, wurde der Trabi auf Geheiß der Regierung bis 1990 fast unverändert gebaut und erst kurz vor der Wiedervereinigung - nach mehr als drei Millionen gebauten Exemplaren durch den Trabant 1.1 mit VW-Motor ersetzt.

Mehr als 25 Jahre machte der P 601 den Osten mobil bis am 9. November 1989 am Kudamm die qualmenden Zweitakter begeistert im Westen begrüßt wurden. Den folgenden Umbruch überlebten weder das System noch der DDR-Volkswagen. Es wurden zwar noch 30.000 Trabis geliftet - sie bekamen einen Polo-Motor eingepflanzt. Am 31. April 1991 gingen jedoch im Zwickauer Werk endgültig die Lichter aus.

Zum Schluss noch ein Trabi-Witz:

Zwei Polizisten bleiben mit dem Wagen liegen. Familie Schmidt im Trabi kommt vorbei. Die Polizei bittet Vater Schmidt, sie abzuschleppen. Er tut das auch und hält sich dabei an alle Verkehrsregeln. Die Polizisten sind beeindruckt: "Bürger Schmidt, vorbildliche Fahrweise! Dafür haben Sie eine Prämie von 20 Mark verdient. Was machen Sie damit? "Schmidt: "Ja, ich habe es bisher nie auf die Warteliste für den Führerschein geschafft. Ich glaube, ich investiere es in meinen Lappen!" Frau Schmidt auf dem Beifahrersitz wird kreidebleich und schreit: "Glauben Sie dem kein Wort, der redet immer solchen Unsinn, wenn er besoffen ist!"

Die Tochter auf dem Rücksitz stöhnt : "Ich wusste es doch, mit dem geklauten Trabi kommen wir nicht weit! "Da hebt sich die Kofferraumklappe. Opa Schmidt reckt seinen Kopf heraus und fragt: "Sind wir schon im Westen?"

Das Auto- und Uhrenmuseum ErfinderZeiten in Schramberg präsentiert unter anderem einen schönen delphingrauen P 601 Kombi mit Zeltaufbau auf dem Dach.

Quellenangabe: NRWZ

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