Kultautos besuchen das "Erfinderzeiten"
Von Lothar Herzog 22.08.2018 - 19:58 Uhr
Es ist klein und schnuckelig, hat einen besonderen Sound und zieht die Blicke der Betrachter auf sich: Das BMW-Isetta Rollermobil, das zwischen 1955 und 1962 gebaut wurde. Am Mittwoch sind etliche in Schramberg unterwegs gewesen.
Schramberg. Am gestrigen Mittwoch hat das Technik- und Uhrenmuseum Erfinderzeiten im Gewerbegebiet H.A.U. Besuch von einem Dutzend solcher Kultautos aus der Nachkriegszeit erhalten. Sie reihten sich gegen Mittag vor dem Gebäude auf und stellten sich zur Schau. Organisiert hat diese Stippvisite der Schönbronner Siegfried Schäfer. Er ist seit 36 Jahren Mitglied im Isetta-Club Deutschland, der in dieser Woche in Lahr-Reichenbach sein 42. Jahrestreffen feiert und verschiedene Ausfahrten unternommen werden.
In den 1960er-Jahren war es Normalität, wenn Erich Ginter vom Gewann Hutneck die Post mit einer Isetta in die Sulgener Außengebiete brachte. Es wunderte sich auch kaum jemand, dass der Ein- und Ausstieg über eine große Tür an der Front des kleinen Fahrzeugs mit drei Rädern erfolgte. Lange ist‘s her.
Verein ist große Hilfe
Wie Siegfried Schäfer gegenüber dem Schwarzwälder Bote verrät, reisen bereits seit vergangenen Sonntag täglich Isettas von überall her zu dem Jahrestreffen in der Ortenau an. Während die einen hierfür mehrere 100 Kilometer mit ihren geliebten Oldtimern auf der Straße tuckern, kommen andere mit Wohnmobil und Anhänger, um ihre Lieblinge aus Chrom und Blech nicht zu sehr zu strapazieren.
Als Schäfer 1982 von der Existenz dieses Clubs erfahren hat, trat er gleich ein. Der Verein sei bei der Beschaffung von Original-Ersatzteilen eine große Hilfe. In Hornberg fand er eine Isetta-Karosserie 250, Baujahr 1961, und bei einem Nachbarn in Schönbronn konnte er Teile einer ausgeschlachteten Isetta erhalten. Zusammen mit einem befreundeten Mechaniker aus Mariazell gelang es, aus einst zwei Fahrzeugen ein fahrtaugliches Automobil mit 300 Kubikzentimetern, zwei Zylindern und 13 PS zusammen zu montieren. Es erreicht Spitzengeschwindigkeiten von 80 Stundenkilometern.
Von Technikmuseums-Leiter Harald Burger wurden die Dreiradpiloten mit Anhang herzlich begrüßt und zu einer zweistündigen Besichtigung eingeladen. Die Rückfahrt nach Reichenbach erfolgte über das Moosenmättle, wo im "Bergstüble" bei Schwarzwälder Kirschtorte und Kaffee ein weiterer Zwischenhalt eingelegt wurde, ehe die Ausfahrt über Kirnbach, Hausach, Bollenbach und Biberach in Reichenbach endete.
100 Mitglieder
Höhepunkt des diesjährigen Jahrestreffens auf dem Gelände der Geroldseckerhalle in Reichenbach ist die Präsentation der circa 150 Fahrzeuge am Freitag und Samstag im Freilichtmuseum Gutach und auf der Landesgartenschau in Lahr (jeweils von 11 bis 16 Uhr).
Wie Schäfer weiß, hatte der Verein bei seinem Eintritt rund 100 Mitglieder. Heute sind es mehr als 1200, verstreut auf der ganzen Welt. Gegründet wurde der Verein im Mai 1977 während eines Kleinwagen-Treffens am Museum Störy in Niedersachsen – zunächst als Interessengemeinschaft. 1982 erfolgte die Umbenennung in einen eingetragenen Verein. Vorrangiges Ziel ist es, die BMW Isetten 250 und 300 zu pflegen und fahrfähig zu erhalten, Teile auszutauschen und sich gegenseitig zu unterstützen. Es gibt zahlreiche Isetta-Stammtische, die sich regelmäßig treffen – den nächstgelegenen in Rottweil.