Ein Kleinstwagen mit Raritätenbonus
Schramberg. Die Motorisierungswelle nach dem Zweiten Weltkrieg hatte eine ganze Reihe außergewöhnlicher Fahrzeuge hervorgebracht. Nicht allen war Erfolg beschieden – heute handelt es sich darum echte Fahrzeugraritäten.
Eine besondere Stellung nahmen auf den Straßen im Nachkriegsdeutschland die Kleinstwagen ein. Die Vielfalt der aus heutiger Sicht oft skurrilen Vehikel war groß. Einen ganz speziellen Typ stellten die Fronttürer dar. Die BMW Isetta galt als Ideengeber und Vorreiter dieser Gruppe. Sie kam im Jahre 1955 in italienischer Lizenz über die Alpen und erreichte als einziges Fahrzeug bis heute andauernde Popularität. Doch sie war nicht allein auf den Straßen der 50er-Jahre.
Auch bei Zündapp versuchte man es mit Fronttüren – es entstand der Zündapp Janus. Das einzigartige Rollermobil mit der Typbezeichnung des doppelköpfigen römischen Gottes hatte nicht nur vorne sondern auch hinten sogenannte Fronttüren. Die Sitzreihen waren zudem Rücken an Rücken angeordnet. Dadurch schauten die Fondpassagiere nach hinten. Dies hatte den Vorteil, dass alle Passagiere üppige Bein- und Kopffreiheit weit über dem üblichen Kleinstwagenniveau genossen. Die ungewöhnliche Perspektive war allerdings nicht jedermanns Sache.
Der Janus war wohl auch das einzige Fahrzeug in der Zeit, dessen Karosserie um den Motor herum gebaut wurde. Denn der Einzylinder knatterte genau in der Mitte, so dass man mit Fug und Recht behaupten kann, der Janus war ein wirklicher Mittelmotorwagen. Die firmeneigene Werbung pries zudem an, dass auch kleinere Wartungsarbeiten am Motor unter dem Schutz des eigenen Dachs ausgeführt werden können. In der Praxis bedeutete dies aber oft, dass dafür der halbe Innenraum ausgeräumt werden musste.
Auch wenn das Fahrzeug mit technischen Errungenschaften wie einer hydraulischen Vierradbremse und Einzelradaufhängung aller Räder ein sehr gutes Fahrverhalten mit wenig Seitenneigung aufweisen konnte, war der Einzylinder-Zweitaktmotor mit seinen 250 Kubikzentimeter Hubraum schlicht nicht ausreichend dimensioniert. Trotz seiner intelligenten Konstruktion war dem Janus kein langes Leben beschieden. Zündapp baute ihn nur zwei Jahre – 1957 und 1958 – 6900 Exemplare. Fast die doppelte Anzahl hätte man in Nürnberg in einem einzigen Jahr produzieren können. Es fehlten jedoch die Käufer. Die Konkurrenz unter den deutschen Kleinstwagen war groß: BMW Isetta, Goggomobil, Gutbrod Superior, Heinkel Kabine, Fuldamobil, Kleinschnittger, Messerschmitt Kabinenroller, Victoria Spatz. Übrigens all diese Fahrzeuge sind in Auto- und Uhrenmuseum ErfinderZeiten zu sehen.
Die Zündapp Janus IG stattet im Rahmen ihres Jahrestreffen am Samstag, 20. Juni, einen Besuch im Auto-und Uhrenmuseum ErfinderZeiten ab. Über 20 dieser seltenen und sonderbaren Fahrzeuge werden von 11 bis 14 Uhr direkt am Museum aufgestellt.
Gerne geben die Fahrer interessierten Gästen Auskunft zu Ihren Fahrzeugen.
17.06.2015
Quellenangabe:http://www.schwarzwaelder-bote.de/inhalt.schramberg-ein-kleinstwagen-mit-raritaetenbonus.67d3bf85-0a75-48eb-b31e-153c192b5959.html