Die Revolutionierung der Kuckucksuhr
Die neue Sonderausstellung im Museum ErfinderZeiten beheimatet neben traditionell gestalteten Kuckucksuhren der Uhrmacher-Familie Haas auch solche, die nur noch wenig mit dem bekannten Design der Schwarzwalduhren gemeinsam haben.
15.10.2017
Schramberg. Mit zwei Eigenkompositionen am Flügel eröffnete Enya Haas die Ausstellungseröffnung offiziell. Der Vertreter des Oberbürgermeisters, Jürgen Winter, begrüßte die anwesenden Gäste zu diesem Event, das weit über die museale Darstellung von Zeitmessern hinaus gehe. Denn die Familie Haas habe den Mut gehabt, die traditionelle Kuckucksuhr als Symbol des Schwarzwalds zu revolutionieren und in einem neuen und modernen Design erstrahlen zu lassen. In einem Design, das vielleicht besser in der heutigen, industrialisierten Gesellschaft passe. Denn das Aufheben und Bewahren von etwas Altem und Traditionellen bedeute auch, es in wirklicher, passgenauer und moderner Form wieder herzustellen. Ingolf Haas stimmte dieser Veränderung später mit den Worten zu: "Tradition bedeutet nicht die Asche aufzubewahren, sondern das Feuer weiterzugeben."
Die Familie Haas wohnt in Schonach. Conny und Ingolf Haas entstammen einer langen Uhrmachertradition und sind Inhaber der Schwarzwalduhrenmanufaktur Rombach & Haas. Ingolf Haas ist Uhrmacher in der vierten Generation. Im Jahr 2005 begann das Ehepaar mit seinem Projekt, die Kuckucksuhr auch der jüngeren Generation zu erschließen und den Beruf mit der Berufung zu verbinden. Tochter Selina widmet sich seit ihrem Studium der kreativen Darstellung des Schwarzwalds. Sie designt neben Gruß- und Postkarten auch Bilder auf Leinwand in modernem Schwarzwald-Flair. Sohn Enya erschafft als Komponist pianistische Klangbilder der malerischen Schwarzwaldidylle. Mit Knetgummi kürzt er die Saiten im Flügel, sodass teils elektronisch anmutende Klänge auf ganz natürliche Weise entstehen. So schafft er ein unvergleichliches Klangerlebnis.
Ingolf Haas erläuterte den Besuchern kurz den weiten Weg vom Traum zur Ausstellung in Schamberg. Denn dieser sei nicht immer einfach gewesen. Zwar seien ihre modern designten Kuckucksuhren bereits im ersten Jahr auf viel Zuspruch gestoßen, doch nicht jeder sei von den Ideen der beiden begeistert gewesen. "Teilweise wurden wir richtig beschimpft und beleidigt", erinnert sich Ingolf Haas. "Da habe ich registriert, dass die Kuckucksuhr total emotional ist." Viele verbinden mit ihr ein Gefühl von Heimat. Vor etwa einem halben Jahr hatte das Museum ErfinderZeiten bei Familie Haas wegen einer Sonderausstellung angefragt und sie als Revolutionäre bezeichnet. "Da sind wir erstmals darauf hingewiesen worden, dass unsere Arbeit als etwas Revolutionäres angesehen werden kann", so Haas. Die gesamte Familie Haas bedankte sich bei Harald Burger und seinem Team vom Museum ErfinderZeiten für die "extrem super tolle Unterstützung".
Im Anschluss konnten sich die Besucher die Sonderausstellung ansehen und bei einem Glas Sekt und einer Butterbrezel die vielfältigen Kuckucksuhren-Modelle und weiteren Ausstellungsstücke bewundern. Von Selina Haas sind in der Ausstellung einige Fotografien sowie ein kurzer Image-Film zu sehen, und Enya Haas hat ein altes zum MP3-Player umfunktioniertes Klavier zum Inventar beigesteuert, auf dem die Besucher seine Kompositionen hören können.
Quellenangabe: https://www.schwarzwaelder-bote.de/inhalt.schramberg-die-revolutionierung-der-kuckucksuhr.16ff33a3-ed10-4e04-aed1-e165a955ff29.html