Schwabo
Lothar Herzog 28.08.2022 - 15:20 Uhr
Schwäbischer Elvis begeistert im Erfinderzeiten-Museum
Bekannte Elvis-Songs in schwäbischen Texten genießen, haarsträubende Lebensgeschichten miterleben und das Museum besichtigen. Gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlugen die Besucher bei "Herr Hämmerle", alias Bernd Kohlheb.
Schramberg - Der schlagfertige Kabarettist aus Bempflingen, der sich selbst als weltbesten schwäbischen Elvis betitelt, entführte das Publikum – die Open-Air-Veranstaltung wurde dabei in das Erfinderzeiten-Museum verlegt – mit hochklassigem Gesang und merkwürdigen Erzählungen mit allerlei Wortspielereien rund zwei Stunden lang in eine heile Welt voller Gegensätze.
In Anbetracht der überwiegend eher negativen Nachrichten in den Medien eine willkommene "Auszeit" für die Zuhörer. Wie immer hatte es der wortgewaltige Schwabe, dessen grüner Anzug, schwarze Krawatte, Schuhe und Hut nichts mit der gleichfarbigen Landesregierung zu tun haben, auf die erste und zweite Reihe abgesehen. Er verteilt Komplimente an zwei junge Frauen, "wovon zumindest eine hübsch ist". Emi aus Mariazell hält er vor, sie noch nie in Bempflingen getroffen zu haben, "den Elvis aber auch nicht. Wir hätten uns bestimmt viel zu erzählen gehabt".
Umgetextete Elvis-Hits
Gleich darauf serviert der schwäbische Elvis einen ersten von im Laufe des beseelten Abends mehreren in schwäbischem Dialekt umgetexten Elvis-Hits, in denen er den einstigen Weltstar aus Memphis stilecht mimt. Zwar lässt der Hüftschwung von Herr Hämmerle gegenüber dem "echten" King of Rock’n’Roll etwas zu wünschen übrig, doch mit seinem kräftigen Tenor entlockt er dem Publikum stets tosenden Applaus. "Always on my mind" heißt dann "des han i gsagt, aber halt it so gmoint".
Nach einem kleinen Flirt mit Inge aus Villingendorf vertraute Hämmerle ihr seinen kleinen Teddybären an, und alle ahnten, dass der Charmeur nun das gleichnamige Elvis-Lied anstimmen wird. In den von Herr Hämmerle erzählten Geschichten ist kaum etwas normal. Der französischen Dogge, die er von einer Haushaltsauflösung erhalten hat, isst er das Hundefutter weg. Dafür bekommt der Vierbeiner Futter aus dem Kühlschrank.
Eher Langzeit-Bodybuilder
Als genialer Schachspieler erweist sich Kohlheb gegenüber seinem Nachbarn und Querdenker Hambacher, den er mit einer (erfundenen) neuen Verordnung gegen Impfgegner zum Impfen bringt. Nicht ganz so gut läuft es für Herr Hämmerle im Fitnessstudio, in dem er eine Gratisstunde einlöst. Die Antwort auf seine Frage an einen muskelbepackten Bodybuilder, wie lange es dauern wird, bis auch er so aussieht, ist niederschmetternd "Muss es noch in diesem Leben sein?" Neues Gerät, aber radfahren ist nicht so sein Ding, er ist eher der Läufertyp. "1000 Meter unter drei Sekunden", prahlt Hämmerle, "und wenn ich da nicht im Ziel bin, höre ich einfach auf".
Zu früh losgefahren
Hinsichtlich des Urlaubsziels ist er sich mit seiner Frau uneins. Sie will in die Berge, er ans Meer. Dass er schließlich doch am Mittelmeer strandet, führt Herr Hämmerle auf eine verpasste Abfahrt in Österreich zurück. Seine Frau ist da allerdings nicht dabei, "weil i dahoim drei Minuten zu früh losgefahren bin", schmunzelt das Multitalent.
Zwischendurch sucht Kohlheb immer wieder das Zwiegespräch mit den Zuhörern. Beim Ausfragen formuliert er blitzschnell und spontan eigene Interpretationen zusammen, die beim Publikum bestens ankommen. Auch Museumsleiterin Anneliese Müller wird von Herr Hämmerle aufgrund einer versehentlich falsch angegebenen Internetadresse der Museums-Internetseite wiederholt durch den Kakao gezogen.
Bei der Forderung nach Zugaben zeigt sich Kohlheb zunächst trotzig, weil ein Fotograf die stürmisch klatschende Zuschauermenge ablichten will. Auf Nachfrage bei Müller, fällt es dem schelmischen Kabarettisten wie Schuppen von den Augen, weil es sich dabei um den Vertreter des Schwarzwälder Boten handelt. Mit der Liebeshymne an alle Frauen, die er an diesem Abend ansprach, "It’s now or never" ("Mein Kühlschrank und ich") verabschiedet sich der schwäbische Elvis wieder ganz im Element.
Info: Ausstellung Wenn Elvis, dann richtig: In der Halbzeitpause nutzten viele Besucher die Gelegenheit, die aktuelle Sonderausstellung "Soldat Elvis – als der King nach Deutschland kam", anzusehen.
Quelle:SCHWABO