Die Museumslandschaft im Schwarzwald

Fangemeinde rückt zusammen

Schwarzwälder-Bote,  02.11.2014 19:07 Uhr

 

Schramberg. "Die Szene lebt. Das Museum lebt", freute sich Referent Friedbert Morsch über die große "Maico-Glaubensgemeinschaft", die sich am Freitagabend im Auto- und Uhrenmuseum zur Vernissage der Sonderausstellung versammelte.

 

 

 

 

Helmut Banholzer begrüßte die vielen Maico-Fans im Museum, das fast aus allen Nähten zu platzen drohte. Im Vorfeld waren unzählige Hände aktiv. Die Idee eine "Maico-Ausstellung" nach Schramberg zu holen hatte unlängst Martin Sauter. Sauter hatte Susanne Luschka dabei, die das Geschehen gebannt verfolgte. Patrick Richter, Kenner der Maico-Szene, hatte sich organisatorisch sehr eingesetzt, insbesondere beim Transport der Fahrzeuge. Alle 18 Leihgeber waren sofort bereit ihre Fahrzeuge zu zeigen. Museumsleiter Harald Burger und sein Team kümmerten sich dann um die Gestaltung der Ausstellung.

 

 

Kurzweilig – und mit einer großen Portion Leidenschaft zur schwäbischen Fahrzeugmarke aus Pfäffingen – fasste Morsch die Geschichte des Unternehmens zusammen. "Ein Leben ohne Maico ist zwar möglich, aber sinnlos", zitierte der Referent Loriot lachend und blickte in die Runde. "Wenn wir alle Meistertitel addieren würden, die sich hier im Raum befinden, kämen wir locker auf 200 bis 300 Titel. Einige der anwesenden Meisterfahrer vereinigen mehrere Titel auf sich selber", stellte Morsch Größen wie Herbert Schek, Otto Walz, Gerd Bender oder Egbert Haas (und viele mehr) vor, die international Sportgeschichte geschrieben hatten. Auch der Name Maisch war mehrfach vertreten, Ehrensache. Herbert Schek, genannt der Leichtbaupapst, habe sogar die Bremshebel der Maico durchbohrt, um Gewicht zu sparen.

Das Unternehmen "Maico" startete 1926 mit der Produktion von Fahrrädern. "Weiter die Welt, schöner das Leben", lautete ein Werbeslogan von damals. In der Zweiradproduktion waren unternehmerisches Risiko, Optimismus und Pioniergeist gefragt. 1928 schwelte die Weltwirtschaftskrise in tiefer Rezession, Massenarbeitslosigkeit von 40 Prozent und Inflation. Keine gute Basis für blühende Geschäfte. Dennoch präsentierten die Pfäffinger 1935 bei der internationalen Ausstellung in Berlin sechs Fahrzeugtypen. "Der Stand der Technik war freilich bescheiden", gestand Morsch ein. Über Werbeslogans wie "Fest eingebauter Motor", "verstellbare Tretlager" und "selbst aufklappender Mittelständer" lächelt man heute. Das Motorrad mit 2,5 Pferdestärken gab es für 328 Reichsmark, ein kleines Vermögen. Mit bis zu zwölf Monatsraten konnte man ein Fahrzeug erwerben. Zwei Liter Sprit auf 100 Kilometer verbrauchten die Maschinen.

Die Nachfrage nach Motorrädern stieg und 1938 musste eine zukunftstaugliche Produktionsstätte her. Doch bald kam es durch die Rüstungsindustrie zu Engpässen bei Eisen und Stahl. "Maico" wich in der Produktion auf Holz um.

Nach dem Kriegsende fehlte es an jeglichen Grundstoffen. Abenteuerliche Beschaffungsfahrten von Material folgten, quer durch die Besatzungszonen. Ein Kilo Mehl gab es für einen Reifen. In Herrenberg herrschten die Amerikaner als Besatzer. "Die Amis waren wirtschaftsfreundlicher als die Franzosen in Pfäffingen", erklärte Morsch. Man begann wieder mit Fahrrädern. Drei Jahre später kam mit der Lockerung der Handelsbestimmungen und der Währungsreform die Wende. Für Motorräder gab es einen Markt, an Autos war noch kaum zu denken. Es kam zu Lieferfristen.

Die "Maico Taifun", war das weltbeste Motorrad der damaligen Zeit. Der "Maico Letta" wurde der weltstärkster Roller. "Mühelose Fortbewegung" förderte die Produktion von Glückshormonen im Gehirn.

In Herrenberg und Pfäffingen wurde geschafft, durch das Wirtschaftswunder entstanden neue Modelle, mehr zum Gebrauchsnutzen und weniger zum Prestige. Später entstand das "Maico-Mobil" mit autoähnlichen Qualitäten und "Bergfreudigkeit". Ein Testbericht von "Klacks" lobte das Modell "M175" das den Feldberg mit Bravour gemeistert hatte – im Klartext: das Motorrad hatte es auf den Berg geschafft.

Doch ab den 1950ern wandte sich der Markt gegen das Motorrad. Die Leute wollten beim Fahren ein Dach über dem Kopf, ein Auto. Der "Maico 500", ein Viersitzer mit 18 Pferdestärken wurde nicht zum großen Renner. Anfang der 1970er wurde die wirtschaftliche Lage durch die Ölkrise bedrohlich. Nicht aber in den USA. So wurden das sportliches Engagement und der Fahrzeugvertrieb in die Staaten verlegt. 1974 gründete "Maico" eine eigene Vertriebsniederlassung in den Staaten, der Export stieg um bis zu 80 Prozent. Bis zu 70 000 Zuschauer gab es manchmal bei den Rennen in den USA. Maico schrieb Sportgeschichte, holte mehrfache Meistertitel.

Die Maico-Mitarbeiter kamen nicht nur zum Brötchen verdienen, sondern waren auch mit Herzblut dabei. Eine stattliche Anzahl davon glänzte bei der Vernissage mit ihrer Anwesenheit. "Wer heute Maico nicht ehrt, ist den Porsche nicht wert", schloss Morsch sein Resümee und erntete einen großer Lacher. Helmut Banholzer dankte den Leihgebern mit einem Präsent.

Quellenangabe: http://www.schwarzwaelder-bote.de/inhalt.schramberg-fangemeinde-rueckt-zusammen.b43f72ba-79b7-4a63-81a9-08cac155a03e.html, 2. November 2014

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